Bundestagswahl 2021 (2v3) – die Stunde der Demoskopen

Ein weiterer Wahlsieger dürfte neben der SPD und der Grünen die Demoskopen sein. Sie waren verhältnismäßig dicht dran. Und was war das für ein Drama, im Mai lagen die Grünen noch bei 25%, da die CDU dabei war sich selsbt zu zerlegen und die SPD noch nicht von den kommenden Fehlern von Frau Baerbock wussten.
Hier mal die Genese der Meinungsumfragen der verschiedenen Institute, entnommen der Twitterkanal von @wahlen_DE:

26. Juli 2021, INSA für Bild

27. Juli 2021, GMS

28. Juli 2017, FORSA für RTL und n-tv

02. August 2021, INSA für Bild

04. August 2021, Kantar für FOCUS

09. August 2021, INSA für Bild

11. August 2021 Kantar für FOCUS

26. August 2021, Kantar für FOCUS

27. August 2021, Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF

31. August 2021, Ipsos

31. August 2021, Wahlkreisprognose, @wkprognose

03. September 2021, Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF

03. September 2021, YouGov

04. September 2021, INSA für Bild am Sonntag

06. September 2021, INSA für Bild

07. September 2021, Forsa für RTL und n-tv

08. September 2021, Trend Research für Radio Hamburg

08. September 2021, Wahlkreisprognose, @wkprognose

10. September 2021, YouGov

14. September 2021, Forsa für RTL und n-tv

16. September 2021, Kantar für FOCUS

23. September 2021, Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF

14. September 2021, GMS

23. September 2021, Kantar für FOCUS

24. September 2021, Ipsos

24. September 2021, Forsa für RTL und n-tv

24. September 2021, Allensbach für die FAZ

London 2012: Zielvereinbarungen, KPIs und Benchmarks

Die olympischen Spiele in London 2012 sind vorbei, Deutschland hat 3 Medaillen mehr als in Peking 2008 und was macht das gute deutsche Land? Same procedure as every time, Deutschland nörgelt.

Stein des Anstoßes sind die sogenannten Zielvereinbarungen des Deutschen Olympischen Sport Bunds (DOSB). 86 Medaillen wollte/sollte – oder vielleicht doch könne – man bei den olympischen Spielen in London 2012 holen. Erreicht wurden 44, drei mehr als in peking 2008, dabei aber fünf Goldmedaillen weniger.

Herr Michael Vesper, Generaldirektors des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hat heute morgen im Deutschlandfunk erklärt (oder besser, wie es sein Job ist: relativiert), dass die Zielvorgaben – schon vor Peking 2008 abgesprochen – als ein best off zu sehen sind. Man habe mit allen Verbänden gesprochen und diskutiert, was möglich wäre, wenn alle geplanten Maßnahmen optimal umgesetzt würden.

Die Konsequenzen (die jetzige Debatte) kennt man in Agenturen nur zu gut. Einmal kommunizierte Zahlen, z.B. Benchmarks, können einem noch nach Monaten auf die Füße fallen. Egal ob sich die Rahmenbedingungen (z.B. damit verbundene Budgets) geändert haben  oder nicht, die Zahlen werden als Versprechen behandelt und das Nichterreichen als Bruch dieses Versprechens.

Das Schöne an dieser Debatte ist, es wäre vermutlich nie zu einer gekommen, wenn der DOSB kein Geheimnis aus den „wahren“ Zielvorgaben für London 2012 gemacht bzw. sich die Mühe gemacht hätte, erstmal welche zu entwickeln, um, wenn man die 86 Medaillien als Benchmark für das Erreichen des Ziels einer Langzeit-Strategie, die der DOSB anscheinden entwickelt hat, versteht, die olympischen Spiele in London 2012 als Meilenstein und Messpunkt zur Überprüfung des Status Quo der Strategie zu verwenden und zu kontrollieren, ob man sich bezüglich dieses longterm Ziels überhaupt auf dem richtigen Weg befindet.

So hat man jetzt die 44 erreichten Medaillen auf der einen Seite und 86 (wann auch immer) erwartete auf der anderen.

Die Information über diese 86 Medaillen ist jetzt aber entweder sinnlos, weil die Medaillen keine Benchmark für die olympischen Spiele in London 2012 waren, und ihre veröffentlich könnte somit als Taktik verstanden werden, um vom „Vergessen“ der Vergabe von „echten“ Zielvereinbarungen für 2012 abzulenken oder man hat es schlicht mit beamtlichen Dilettantismus  zu tun, indem Bürokraten ohne jeden Realitätsbezug Zahlen gewürfelt haben.

In beiden Fällen wirft der gesamte Vorgang kein gutes Licht auf den DOSB, egal wie Herr Michael Vesper und der DOSB versuchen sich rauszureden.

Also, gut das wir drüber genörgelt haben!

Mehr zum Thema:

#occupyanything – Warum wir alle die Schuldenkrise sind

Es ist verlockend, aber sinnlos, das beliebte Sündenbockspiel zu spielen. Der Stau ist nur zu vermeiden, wenn nicht alle gleichzeitig losfahren. Was bedeutet das für die Finanzkrise? Das Wiederentdecken des guten Wirtschaftens, privat wie öffentlich. Dafür müssen die Menschen Parteien wählen, die einen ausgeglichenen Haushalt zur obersten Maxime allen Handelns machen. Die gibt es aber leider nicht. Weil bislang die Nachfrage von Wählerseite fehlte.

– Hajo Schumacher, Berliner Morgenpost

Max Weber ueber Soziologie

[Sociology is ] … the science whose object is to interpret the meaning of social action and thereby give a causal explanation of the way in which the action proceeds and the effects which it produces. By ‘action’ in this definition is meant the human behaviour when and to the extent the agent or agents see it as subjectively meaningful … the meaning to which we refer may be either (a) the meaning actually intended either by an individual agent on a particular historical occasion or by a number of agents on an approximate average in a given set of cases, or (b) the meaning attributed to the agent or agents, as types, in a pure type constructed in the abstract. In neither case is the ‘meaning’ thought of as somehow objectively ‘correct’ or ‘true’ by some metaphysical criterion. This is the difference between the empirical sciences of action, such as sociology and history, and any kind of a priori discipline, such as jurisprudence, logic, ethics, or aesthetics whose aim is to extract from their subject-matter ‘correct’ or ‘valid’ meaning.

Max WeberThe Nature of Social Action, 1922 (via yrselfsophy)

The Road We’re On | Welcome to Bridgeville

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=_WtX-Cp_w2I

Ich bin annähernd sprachlos, wenn ich sehe, wie viel Pathos man in so ein kleines Filmchen stecken kann. Wer die eine kleine nach vorne gerichtete Szene findet, darf laut „hier“ schreien. Ansonsten zeichnet der Spot eine konservativ-verklärte Märchenwelt, die es wahrscheinlich nichtmal in Pleasantville gab (Und jetzt komm mir bitte kein Werber und sagt, dass ich die Ironie darin nicht erkenne!). Vermutlich wird diese Zielgruppenansprache in den USA sogar funktionieren, bei den 20-Liter-SUV-Veteranen. Na wenn das die Straße ist, auf der Chevy in die Zukunft fahren will, dann Gnade uns Gott!
Interessant hingegen ist der Storytellingansatz (The Road We’re On). Ich bin mal gespannt, was die „Leute“ erzählen, wenn Chevy durch Santa Barbara oder Seattle fährt, duch South Central oder das Eastvillage werden sie ja vermutlich nicht kommen…

 

Die Rechtfertigung Gottes (Leibniz)

1710 schrieb der Philosoph Leibniz seine „Abhandlung zur Rechtfertigung Gottes“. Leibniz behaupt darin, dass wir in der besten aller Welten leben. Er begründet diese Annahme wie folgt:

Obwohl wir in einer Welt voller Leid und Schmerz sowie Ausbeutung und Unterdrückung Leben, muss dies die beste mögliche Welt sein:

„Weil Gott alles weiß, muss er die beste aller Welten kennen; weil er alles kann, liegt es in seiner Macht, sie einzurichten; und weil Gott gütig ist, tut er dies auch!“ (vgl. Gerhard Schulze, Die beste aller Welten, München 2003, S.11)

Demnach – weil Gott uns liebt, er weiß was gut ist und er alles managen kann – hat er für uns nur das Beste geschaffen: unser Welt.
Klingt für mich ein bißchen, wie ziemlich garstiger Zynismus , oder? Nach Rom, der Christenheit, der spanischen Eroberung, dem Dreiecks-Handel, Armenien, 1933-1945, Stalin, Mao, Pol Pot, Ruanda, to name but a view, möchte ich eigentlich nicht wissen, was dabei rauskommt, wenn der alte Mann mal nicht das Beste will…

Vielleicht sollte ich mal mit Herrn Ratzinger darüber sprechen, er könnte dieses verrückte Bild sicherlich gerade rücken!

Nach Fukushima: ein Atomausstieg auf Raten?

In Japan ist es nach dem Seebeben und dem folgenden Tsunami der die Nordostküste Japans heimsuchte, zu dem wohl schlimmsten Atomunfall nach Tschernobyl gekommen. Im Atomkraftwerk Fukushima sind nach Explosionen 2 der 4 Reaktorblöcke schwer beschädigt. Ob es bereits zu einer Kernschmelze gekommen ist, wurde von der japanischen Regierung bisher noch nicht bestätigt.

In Deutschland wird dieser Unfall zum Anlass genommen, den Atomausstieg und die von der schwarzgelben Regierung unter Kanzlerin Merkel beschlossenen Laufzeitenverlängerung neu zu diskutieren. Wie unsachlich eine Verknüpfung beider Sachverhalte auch sein mag und wie zynisch die Instrumentalisierung der japanischen Katastrophe auch erscheinen mag, für die schwarzgelbe Regierung kommt sie zum denkabr ungünstigsten Zeitpunkt, zwei Wochen vor der eh schon knappen Landtagswahl in Baden Württemberg.

Der Baden-Württembergische CDU-Minister Mappus hatte gerade mühevoll das furiose wachsen der grünen Zustimmung nach Stuttgart 21 wieder zurück gedrängt. Grüne und SPD haben nun ein Wahlkampfthema, auf das der Atomstrombefürworter Mappus sicherlich gerne verzichtet hätte. Und da sich die Katastrophe in Japan nicht ohne weiteres von der Nachrichten-Agenda weg schreiben lassen wird, wir die Opposition dieses Thema wohl gekonnt bis zum Wahlsonntag ins Ziel tragen.

Handeln oder nicht handeln?

Erste „Erfolge“ hat die Wiederaufnahme der Atomfrage bereits gebracht. Frau Kanzlerin Merkel rief in Berlin zu einem Atomgipfel auf und kündigte eine Sicherheitsüberprüfung aller deutschen Akws an. Im Bericht aus Bonn legte sie heute nach und erklärte deutsche Kraftwerke nach dem aktuellen Stand für sicher. Minister Mappus sagte heute auf einer Wahlkampfveranstaltung, dass nicht sichere Kraftwerke nicht in 5 oder 3 Jahren, sondern sofort abgeschaltet würden.

Die Strategie der Regierung scheint klar: zunächst ein vorsichtiger Versuch sich von der deutlichen Atomposition zurückzuziehen, die Untersuchung abzuwarten und dann als symbolischen Aktionismus 1-3 Kraftwerke „präventiv, aus Sicherheitsgründen“ abschalten, um das Gesamtprojekt nicht zu gefährden.Von weiteren Aktivitäten – wie zum Beispiel einem Netzausbau – oder einem zeitnahen Energie-Wandel-Konzept wird sicherlich abgesehen.

Ende offen

Ob die Bürger das mitmachen bleibt abzuwarten. Ob der Atomausstieg wieder – wie in den 80ern – zu einer bundesweiten Bewegung wird, ebenso. Sicher dürfte aber sein, das beide Seiten die Frage der Sachlichkeit außen vor lassen werden. Sicher wird ferner auch sein, das Greenpeace & Co. alles tun werden, um ihr Anliegen über die bekannten Social-Media-Kanäle und auf der Straße zu verbreiten.

Ich für meinen Teil bin erstmal gespannt, was morgen an der Börse geschieht. Wird der Euro die Flucht-Währung für angeschlagene Fernost-Anleger oder fürchtet man sinkenden Absatz im wichtigen europäischen Exportmarkt Japan – und somit zur Schwächung des Euros beitragen? Was geschieht mit den deutschen Stromanbietern? Ich tippe, das sie zwischenzeitlich bis zu 5% im morgigen Handelsverlauf nachgeben werden, da die erhofften 60 Mrd. Gewinn durch die Laufzeitenverlängerung unsicherer werden.

Ob Frau Merkel einen vorgezogenen Atomausstieg auf Raten avisiert, wage ich aber zu bezweifeln, da weder eine Wahlniederlade in Baden-Württemberg noch der technologische Status Quo einen frühzeitigen wirtschaftlich verantwortungsvollen Ausstieg möglich machen.

Best off re:publica 2010

Mittwoch, 14. April 2010, 1. Tag

Jeff Jarvis: The German Paradox – Privacy, publicness, and penises

Die Bühne gehört mir! Jeff Jarvis über Privatheit vs. Öffentlichkeit

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Medien über Jeff Jarvis und seinen Vortrag:

Peter Kruse: Ist die Nutzung des Internets eine Glaubensfrage?

Großartiger Vortrag zum Ärger über dumme Fernsehdiskussionen wie Maybrit Illners „Ist das Internet gefährlich?“

Mehr von & über Peter Kruse:

Miriam Meckel: This item cannot be liked

Schöner Vortrag über die Frage, ob uns Computer bzw das Internet der Zufälle beraubt

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17 GB Video-Dokumentation von der re:publica 2010 gibt es hier: Youtubue Kanal von republica2010

re:publica Medienspiegel