Man könnte sagen, Slavoy Zizek ist ein Linker pain in the ass und nervt mit seiner besserwisserischen Weltverbesserungsrethorik ähnlich wie Sloterdijk mit seiner Verklausulierung des Banalen. In 3Sat Kulturzeit hat Zizek in dem Beitrag „Obzöne Logik“ (Video hier) aber einen wichtigen Hinweis auf eine subtile Entwicklung in der hollywoodianischen Medienproduktion gegeben.
So wie seit den siebziger Jahren (beginngend mit Clint Eastwood und Charles Bronson) Hollywood Selbstjustiz als gerechtes Mittel gegen die Unfähigkeit des Staates glorifiziert, wird seit einigen Jahren in Hollywood Folter als probates Mittel angeboten, das „Böse“ zu bekämpfen.
Schon in „24“ hatte Jack Bauer wenig Skrupel, Verdächtige zu Foltern, um die „richtigen“ Antworten zu bekommen. Mit Alex Cross, Homeland und Zero Dark Thrity suggeriren die nächsten Hollywood-Produktionen dem weniger kritischen Publikum, das es „gute“ Folter gibt.
„Augenscheinlich erzählst du eine progressive Geschichte, doch die impliziete Textur, zeugt vom kompletten Gegenteil!“
Slavoj Zizek, 3Sat, Obzöne Logik
Der Hinweis von Kulturzeit, das der Einsatz von Frauen als neue „Folterknechte“ besonders perfide sei, „weil sie die Welt doch eigentlich menschlicher machen sollten“, zeigt zwar ein ausgesporchen merkwürdiges Frauenbild, da wir es hier mit einer Form der positiv-Diskreminierung zu tun haben.
Das wir es hier aber mit einem erzählerisch sehr geschickten Stilelement zu tun haben, da Frauen filmisch gesehen die Zweifel an und die Qualen durch ein Ja zu Folter glaubwürdiger zum Ausdruck bringen, halte ich für einen wichtigen Hinweis. Es schafft Vertrauen in die Richtigkeit ihrer Handlungen dadurch, dass sie ihre Entscheidungen bewusst reflektieren und nicht einfach nur mechanisch Befehle ausführen. Ein Mann, der weint und sich grämt, will kein Zuschauer sehen. Ein Frau hingegen darf weinen und ihre Entscheidung, „ich muss foltern, auch wenn es mir weh tut“, legitimiert die Entscheidung da sie überlegt wirkt und sie ihre ein Bürde auflegt, sie leidet für „das Richtige“.
Man, jetzt muss ich mir den Film ja doch mal angucken, manche sagen, er verherrlicht die ganze Verfolgungsaktion Osama bin Ladens und manche sagen, er verabscheut das amerikanische Vorgehen. Ein Anti-USA Film wär mir echt lieb, aber… die Amis foltern? Nie im Leben, die „Weltpolizei“ sorgt doch nur für Frieden auf der ganzen Welt und tut nur gutes… haha. Naja werd mir den Film bald mal zu Gemüte führen und mir mein eigenes Bild machen.
Dabei sind es die Folterer, deren Geschichte Zero Dark Thirty erzählt. Es geht es um Maya, um Dan und ihre Arbeit als Geheimdienstagenten in Zeiten nationaler Verunsicherung. Man muss Bigelow zugute halten, dass sie sich nie in den Erzählmustern verliert, die die populärkulturellen Darstellungen von Folter in den letzten Jahren bestimmt haben. Nirgends tickt eine versteckte Atombombe, deren Versteck nur die Folter preisgeben kann. Maya ist kein Jack Bauer, Held der TV-Serie 24, der im Sekundentakt folterte. Die Verlockung der Folter in Zero Dark Thirty funktioniert nicht über die Konstruktion einer ständigen Bedrohung.